Hat Donald Trumps Politik Auswirkungen auf den Wohn- und Bausektor?
Die Aktienkurse fallen, die Weltwirtschaft ist in Unruhe: Der alte und neue US-Präsident Donald Trump sorgt aktuell mit seiner Politik der Zölle und der generellen Unberechenbarkeit seiner Entscheidungen für negative Effekte – auch in Deutschland. Doch wie sehr beeinflusst der Mann im Weißen Haus auch den deutschen Bau- und Wohnsektor, ein Bereich, der sich gerade in einer leichten Aufwärtsentwicklung befindet? Trampelt Trump dieses zarte Pflänzchen des Aufschwungs wieder zurück in den Boden?
Binnenwirtschaftlich organisiert
Experten in diesem Bereich wiegeln aktuell noch ab – gerade was die jüngste Maßnahme, die Einführung von Universal-Zöllen auf EU-Waren von 20 Prozent – die aktuell pausieren –, betrifft. „Die direkten Auswirkungen der von Trump erhobenen Zölle dürften aufgrund der stark binnenwirtschaftlich organisierten Lieferketten in der Bauwirtschaft zunächst begrenzt bleiben“, erklärt Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe. Marktanalyst Professor Stephan Kippes vom Immobilienverband Deutschland warnt allerdings vor einem anderen Szenario: Wenn Deutschland infolge der US-Politik in einen starken gesamtwirtschaftlichen Abwärtstrend gerate, sei natürlich auch die Bauwirtschaft betroffen. „Wenn es das große Knirschen gibt, sind alle dabei.“ Weiterhin optimistisch bleibt dagegen Stefan Proßer, Vizepräsident des bayerischen Sparkassenverbands: Der positive Trend – der sich auch in der Zunahme an privaten Baufinanzierungen widerspiegle – dürfte trotz Trump anhalten. „Natürlich gibt es das Risiko einer konjunkturellen Abschwächung – und das kann sich auf den Finanzierungsrahmen der Häuslebauer niederschlagen“, erklärt Proßer. Aber die positive Erwartungshaltung in der Branche bleibe bestehen, gerade auch wegen des neuen Sondervermögens der Bundesregierung, infolgedessen Proßer deutlich mehr Investitionen in den Baubereich erwartet.
Eine indirekte Auswirkung von Trumps neuen Politikstil könnte allerdings den Bau- und Wohnsektor doch kurzfristiger beeinflussen. So scheint sich aktuell die US-Außenpolitik vermehrt aus der Position der früheren europäischen Schutzmacht zurückziehen zu wollen. Da vor diesem Hintergrund Deutschland mehr in sein Militär investieren und in diesem Zuge deutlich mehr Schulden aufnehmen muss, könnte das einen Einfluss auf die Zinsentwicklung haben. Laut eines Experten-Panels des Baufinanziers Interhyp ist auch deshalb ein langfristiger Abwärtstrend bei Bauzinsen nicht in Sicht. Rund 67 Prozent der Experten prognostizieren für die kommenden Wochen sogar steigende Zinsen in Richtung vier Prozent für zehnjährige Darlehen. Wird die Finanzierung von Immobilien allerdings wieder teurer, könnte dies negative Auswirkungen auf die Nachfrage haben – und so doch den Wohn- und Bausektor empfindlich treffen. Christoph Kastenbauer