Regierung will mit Steueranreizen gegen Auftragsrückgang vorgehen
Bauministerin Klara Geywitz hat keinen leichten Job. Einst (2021) startete sie mit großen Zielen, 400 000 neue Wohnungen pro Jahr sollten die Wohnungsnot wenn nicht lösen, so doch deutlich verringern. Dann wendete sich im Februar 2022 die Zeit und der schleichende Niedergang der Bauwirtschaft begann. Aufträge und Baugenehmigungen brachen ein und ein Ende dieser Entwicklung ist längst nicht in Sicht. Nun will die Ministerin mit erweiterten steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten gegensteuern. Laut Ministerium sollen in den ersten vier Jahren jeweils sieben Prozent der Baukosten abgeschrieben werden können. Aktuell sind es drei Prozent.
Die sogenannte degressive AfA (Absetzung für Abnutzung) soll dann in den darauffolgenden vier Jahren noch einmal eine Abschreibung von fünf Prozent ermöglichen. Eine Nachricht, die die Baubranche positiv zur Kenntnis nahm. „Die Meldung ist ein Lichtblick“, ließ Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB), offiziell mitteilen. Und Lichtblicke benötigt das deutsche Baugewerbe, daran lässt Pakleppa keinen Zweifel: „Leider ist keine Trendwende bei der Nachfrage im Wohnungsbau erkennbar. Wir haben zum Vorjahr einen Rückgang bei den Baugenehmigungen für Wohngebäude von 41 155 Wohneinheiten zu verzeichnen, ein Rückgang um mehr als 30 Prozent.“ Die Zahlen bei den Auftragseingängen im Wohnungsbau sind mit einem Minus von 32 Prozent ähnlich alarmierend. Abzuwarten bleibt allerdings, ob die Abschreibungserweiterungen tatsächlich ausreichen, um die Nachfrage im Baugewerbe signifikant nach oben zu drücken. Pakleppa spricht hier nicht zufällig nur von einem „notwendigen Baustein, um die Baukonjunktur anzukurbeln“.
Tatsächlich geht es der Baubranche um mehr als nur einzelne Fördermaßnahmen, die nach Meinung Pakleppas für Bauherren auch allzu oft wegen zu strengen Vorgaben der Bundesregierung unerreichbar bleiben, etwa, wenn die Energiestandards des geplanten Gebäudes nicht ausreichen. Ran will man an die dicken Einnahmetöpfe des Finanzministeriums – so plädiert beispielsweise der ZDB-Hauptgeschäftsführer für eine generelle Senkung der Mehrwertsteuer oder einen Grunderwerbssteuersatz, der im besten Fall gegen Null tendiert. Hier dürfte allerdings nicht Geywitz, sondern vor allem Bundesfinanzminister Christian Lindner das letzte Wort haben. ck