Ab in die Lücke

In Zeiten von zu wenig und zu teurem Baugrund gilt es, kreativ zu sein

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Attraktive Grundstücke sind besonders in den deutschen Ballungszentren Mangelware und dementsprechend teuer. Der Kauf von Grund und Boden wird auch im Angesicht hoher Bauzinsen gerade für die Mittelschicht häufig unerschwinglich. Hier gilt es, kreativ zu werden, um noch ein schönes Plätzchen für sich und die Seinen zu ergattern. Ein neuer Trend ist hier so einfach wie genial: der Mut zur Lücke.

Möglichkeit der Verpachtung

Wohngebiete in und um Metropolen wie Berlin, Hamburg oder München wirken oft dicht besiedelt – dennoch finden sich bei genauem Hinsehen Baulücken, die man eventuell kostengünstig nutzen kann. Hinter alten Villen verbergen sich beispielsweise riesige Gärten, in denen ein kleiner Zusatzbau nicht weiter stören würde. Für die Eigentümer solcher Grundstücke besteht auch die Möglichkeit, einen kleinen Teil seines Grundstücks zu verpachten und somit einer anderen Partei den Hausbau zu deutlich geringeren Kosten zu ermöglichen. Mitspielen muss hier natürlich die jeweilige Stadt- oder Gemeindeverwaltung. Jede Form der Nachverdichtung benötigt den behördlichen Segen. So führen beispielsweise manche Städte ein Baulückenkataster. In diesem werden unbebaute Grundstücke bis etwa 2000 Quadratmeter erfasst, die planerisch für den Wohnungsbau vorgesehen oder geeignet sind.

Am ehesten Erfolg hat man beim Gang zur Behörde natürlich, wenn Eltern oder nahe Verwandte einen direkten Anbau auf ihrem Grundstück gutheißen. Hier gilt es, darauf zu achten, das Grundstück nicht zu überfrachten, also zu hoch oder zu nah an die Grundstücksgrenze zu bauen, da so eine Genehmigung unwahrscheinlich wird. In vielen Fällen ist ein kleiner Anbau aber kein Problem, der etwa mit zwei Etagen und einer zum Wohnen geeigneten Unterkellerung durchaus auch für eine Familie genug Platz bieten kann. „Welche Art von Erweiterung den größten Nutzen hat, hängt von der Grundstücksgröße, baurechtlichen Vorschriften und der Statik ab“, erklärt Stefanie Binder von der BHW-Bausparkasse. Wer kreativ werden will – und es besonders günstig haben möchte – kann auch auf die immer populärer werdende Bewegung des Tiny Houses zurückgreifen. Ein solches Kleinsthaus (circa 30 Quadratmeter Wohnfläche) kostet aus der Fabrik, je nach Ausstattung, zwischen 30 000 und 50 000 Euro, ist transportabel und häufig leichter zu genehmigen. Ein Beispiel sind hier Felicia Rief und Jonas Bischofberger, die ihr kleines Eigenheim in Pullach bei München in der Idylle eines großen Gartens geparkt und das entsprechende Areal vom Eigentümer des dortigen Einfamilienhauses gepachtet haben. Eine Win-Win-Situation, wie Rief erklärt: „Der Eigentümer hat seine Ruhe, weil das Tiny House ja getrennt in einem eigenen Bereich des Grundstücks steht. Und der im Tiny House hat einen schönen Platz, wo er nur eine kleine Pacht zahlt.“ Christoph Kastenbauer