Bedeutung der Baubranche steigt

Gerade durch die Wohnraumkrise erhält der Bereich große Aufmerksamkeit

Die Bauwirtschaft mag in der Krise sein, an Bedeutung hat sie deshalb keineswegs verloren. Im Gegenteil: Eine repräsentative Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach zeigt klar, dass die schwierigen Zeiten den Menschen die Wichtigkeit des Wirtschaftssektors noch einmal besonders vor Augen führen. Stuften im Jahr 2022 noch 64 Prozent der Befragten die Bauwirtschaft als besonders wichtige Branche ein, sind es heute sogar 74 Prozent. „Die Bevölkerung sieht die Relevanz der Bauwirtschaft. Darüber hinaus sieht sie deutlich, welcher Druck auf der Branche lastet und vor welchen Herausforderungen sie steht. Das sollte die Bundesregierung ernst nehmen und einen schärferen Fokus auf den Bau legen“, forderte vor dem Hintergrund dieses Ergebnisses Peter Hübner, Präsident des Verbands Deutsche Bauindustrie. Die Umfrage zeigt allerdings auch: Noch sehen die Menschen hierzulande andere Branchen von größerer Bedeutung, hinter der Automobilindustrie (83 Prozent) und dem Handwerk (78 Prozent) kommt die Baubranche erst auf Platz drei.

Dennoch: Wie sehr die Krise den Fokus der Bevölkerung auf diesen Sektor gelenkt hat, zeigt eine weitere Entwicklung: Im Jahr 2009 sahen gerade einmal 44 Prozent der Menschen das Gewerbe als bedeutend an. Hauptgrund dieser Bedeutungszunahme ist vor allem die in vielen Regionen wachsende Wohnraumknappheit, die häufig mit immer weiter steigenden Mieten einhergeht. Gerade Bewohner von Metropolen wie Berlin, Hamburg und München können ein Lied davon singen. Auch das spiegelt sich direkt in den Zahlen wider: So steht die Bekämpfung des Wohnraummangels mit 67 Prozent auf Rang vier der am dringendsten in Deutschland zu lösenden Probleme – nur knapp hinter der Bekämpfung der Inflation (69 Prozent), der Regelung der Zuwanderung (68 Prozent) und der grundsätzlichen Stärkung der Wirtschaft (68 Prozent).

Während die Bedeutung steigt, schwindet auf der an- deren Seite das Vertrauen – auch das zeigt die Umfrage. So würden zwar 76 Prozent der Menschen in Deutschland, wenn sie es sich frei aussuchen könnten, lieber in einem Eigenheim wohnen. Überzeugt davon, dass es sich noch lohnt, ein Eigenheim zu erwerben, sind allerdings nur 53 Prozent. Im Vergleich: 2011 waren es noch 74 Prozent. Vor dem Hintergrund der Entwicklungen dürften diese Ergebnisse kaum überraschen: Während 2011 der Immobiliensektor sich nach überstandener Finanzkrise anschickte, in größtmöglicher Pracht zu erblühen, ist die Stimmung aktuell bei hohen Baustoffkosten und gestiegenen Zinsen eine deutlich ernüchterte. Um hier wieder Vertrauen herzustellen, wirbt Wolfgang Schubert-Raab, Präsident des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe, für eine politische Agenda, bei der der preiswerte Wohnungsbau wieder im Vordergrund stehen müsse. Christoph Kastenbauer i