Am Immobilienmarkt sind Käufer und Verkäufer ähnlich stark verunsichert
Die Nachfrage auf dem Immobilienmarkt hat spürbar nachgelassen: „Verglichen mit dem ersten Quartal 2022 melden sich heute im Schnitt nur noch weniger als halb so viele Interessenten auf ein Immobilienangebot“, sagt Florian Schüler von Postbank Immobilien. Zudem haben viele potenzielle Kaufinteressenten knapp kalkuliert: Laut einer aktuellen YouGov-Umfrage befürchten rund 69 Prozent von ihnen, dass sie ihre Kaufpläne aufgeben müssen, sollten die Erwerbskosten noch weiter steigen. 67 Prozent geben an, dass sie aus finanziellen Gründen ihre Ansprüche an die Wunschimmobilie herunter-schrauben mussten. Besonders für Familien mit minderjährigen Kindern geraten die Träume vom Ei- genheim ins Wanken: 78 Prozent der Befragten befürchten, ihre Kaufpläne auf Eis legen zu müssen, 76 Prozent müssen sich definitiv einschränken.
Auch auf Verkäuferseite herrscht Verunsicherung: Mehr als jeder zweite (58 Prozent) befürchtet, dass er nicht den gewünschten Preis für sein Wohneigentum erzielen wird. Ein ähnlich hoher Anteil (56 Prozent) rechnet damit, dass sich die Vermarktung der Immobilie in die Länge ziehen wird. Eine durchaus re- alistische Einschätzung: „Aufgrund der sinkenden Nachfrage müssen Verkäuferinnen und Verkäufer in der Regel mit einer längeren Vermarktungsdauer rechnen als zu Hochzeiten des Immobilienbooms“, erklärt Florian Schüler. Auch beim Marktwert zeigen sich Veränderungen: „Preise, die noch vor einem Jahr erzielt werden konnten, sind heute nicht mehr durchsetzbar. Denn viele Menschen haben ihre Kauf-pläne auf unbestimmte Zeit verschoben oder kaufen eine Klasse kleiner“, so der Postbank-Immobilien-Experte. Entsprechend behutsam sollten Verkäufer bei der Preisgestaltung vorgehen – ein Balanceakt, um einerseits den bestmöglichen Erlös zu erzielen und andererseits den Preis nicht zu hoch anzusetzen. Neben Lage, Alter, Größe und Ausstattung gewinnt die Energiebilanz bei der Wertermittlung von Wohngebäuden eine immer größere Bedeutung. Laut Postbank-Immobilien-Umfrage ist 92 Prozent der Kaufinteressierten ein guter energetischer Zustand des Kaufobjekts wichtig. Lediglich fünf Prozent messen dem keine Bedeutung bei.Bhw