Immobilienpreise sinken stärker

Private und professionelle Bauherren in Bayern investieren weniger

Vor einigen Wochen wirkte es, als würde sich der Immobilienmarkt in vielen Regionen Bayerns stabilisieren – das Preisniveau stagnierte oder stieg sogar minimal wieder an. Doch die Gründe lagen nicht an einem allgemeinen positiven Aufschwung, sondern eher an den negativen Folgen des wachsenden Drucks auf den Wohnungsmarkt. Zwar bleibt auch jetzt die Nachfrage nach Wohnraum in vielen Regionen Bayerns hoch, aber im Angesicht der aktuellen Krisenlage reicht die mittlerweile nicht mehr aus, um das Preisniveau stabil zu halten.

Eigenheim: Wunsch zurückgestellt

Diese Entwicklung belegt nun auch die aktuelle Marktanalyse des Immobilienverbands Deutschland (IVD) Süd. Denn Wohnungssuchende würden mittlerweile eher auf den überhitzten Mietmarkt ausweichen als zu kaufen. „Zwar ist der Wunsch nach einem Eigenheim immer noch bei vielen Menschen vorhanden“, erklärt Stephan Kippes, Leiter des IVD-Marktforschungsinstituts. „Dennoch müssen viele den Gedanken an die eigenen vier Wände vorerst zurückstellen.“

Die Folge: Die Nachfrage auf dem Kaufmarkt geht nun auch in den meisten Regionen Bayerns deutlich zurück. Hinzu kommt die aktuelle Krise der Bauwirtschaft. „Durch den starken Anstieg der Hypothekenzinsen, den Kostensprung bei Bauleistungen und die zurückgehende Nachfrage geraten Bauträger zunehmend in Bedrängnis und fahren die Bautätigkeit deutlich herunter“, erklärt Kippes. Um bestehende Projekte und fertige Neubauten überhaupt noch an den Mann zu bringen, bleibt demnach vielen Bauträgern nur noch das rapide Senken der Preise.

So ist der Trend nun deutlich zu erkennen: Verzeichneten in der vorherigen IVD-Erhebung im Frühjahr 2023 noch einzelne Objekttypen (Baugrundpreise für freistehende Einfamilienhäuser, neuerrichtete Eigentumswohnungen, Doppelhaushälften/Neubau) im Bayern-Schnitt leichte Preisanstiege im Halbjahresvergleich, geht das Preisniveau im Herbst 2023 nun in allen Segmenten mit deutlich höheren Abschlägen zurück. Der Preisrückgang in Bayern im vergangenen halben Jahr lag bei Doppelhaushälften im Neubau bei drei Prozent, im Bestand bei 4,4 Prozent. Die höchste Preisanpassung gegenüber Frühjahr 2023 verzeichneten freistehende Einfamilienhäuser mit einem Minus von 4,7 Prozent. Im Marktsegment der Eigentumswohnungen lag der Preisrückgang bei Bestandsobjekten im Bayern-Schnitt mit einem Minus von vier Prozent deutlich höher als im Neubaubereich, wo im Vergleich Frühjahr-Herbst 2023 die Preise nur um ein Prozent sanken.

Die höchsten Preisrückgänge in den bayerischen Großstädten verzeichneten Regensburg mit 8,2 Prozent, Nürnberg mit 6,7 Prozent sowie Augsburg mit 6,6 Prozent. Die deutlichsten Preisanpassungen bei den Mittelstädten wurden in Aschaffenburg mit einem Minus von 9,1 Prozent, Landshut mit 8,2 Prozent und Rosenheim mit 7,2 Prozent registriert. In der Landeshauptstadt München sinken die Preise weniger stark, aber doch deutlich. So verzeichnet die IVD-Analyse bei Einfamilienhäusern ein Rückgang von 6,5 Prozent und bei Eigentumswohnungen im Bestand ein Minus von fünf bis 5,4 Prozent. Christoph Kastenbauer