Kein Platz für Einfamilienhäuser

Flächenverbrauch im Gebäudebereich steht immer mehr zur Diskussion

Nachdem die Heizungswende – im Wesentlichen jedenfalls – auf 2026 beziehungsweise 2028 verschoben wurde, konzentriert sich im Gebäudebereich mittlerweile vieles auf den Flächenverbrauch. Die Ampelkoalition hat sich hier das Ziel gesetzt, bis 2030 weniger als 30 Hektar Fläche pro Tag für Häuser, Industriehallen oder Straßen zu verbrauchen. Derzeit liegt der Wert bundesweit bei 55 Hektar – und ist zuletzt wieder gestiegen.

Wohnfläche pro Kopf ist gestiegen

Und gerade Einfamilienhäuser haben einen maßgeblichen Anteil am Flächenverbrauch, darauf deuten jedenfalls Zahlen des Statistischen Bundesamts hin: Demnach waren 2019 zwei Drittel aller Wohngebäude Einfamilienhäuser. Zwar nimmt die Zahl der neu gebauten Einfamilienhäuser ab – sie bieten aber immer mehr Platz: 2019 etwa 14 Prozent mehr als noch vor 20 Jahren. Es gibt demnach mehr Einfamilienhäuser als Mehrfamilienhäuser in Deutschland , die ihren Bewohnern pro Person auch mehr Platz bieten. Die Folge: Die Wohnfläche pro Kopf ist in Deutschland in den vergangenen Jahren wieder gestiegen. Geht es den Einfamilienhäusern demnach in Zukunft an den Kragen? Über die Wirksamkeit einer Reduzierung in diesem Bereich scheiden sich die Geister, Energieexpertin Elisabeth Freundl etwa von der bayerischen Energiestiftung „Energiewende Oberland“ sieht eher unsanierte Bestandsbauten als Problem an, „in denen eine Person auf 500 Quadratmeter wohnt“. Neubauten – auch Einfamilienhäuser – seien kein Problem: „Hier ist der Energieaufwand minimal.“ Auch die Bundesregierung hält sich hier eher bedeckt. Mögliche Verbotspläne von Einfamilienhäusern werden – wenn überhaupt vorhanden – ganz tief in der Schublade versteckt. Zu tief sitzt noch der Stachel der heftigen Heizungsverbotsdebatten. Im Koalitionsvertrag steht eher unverbindlich, die Ampelkoalition werde „Anreize setzen, Fehlanreize vermeiden und durch wirksame Initiativen Versiegelung reduzieren“.

Weiteren Rückenwind erhält die Ampelkoalition allerdings jetzt vom Rat für nachhaltige Entwicklung (RNE). Ihm gehören 15 bedeutende Vertreter aus der Zivilgesellschaft, der Wirtschaft, der Wissenschaft und der Politik an, darunter Tanja Gönner, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der deutschen Industrie und Jörg-Andreas Krüger, Präsident des Naturschutzbunds Deutschland. Das Beratungsgremium fordert in einer aktuellen Stellungnahme die Bundesregierung unter anderem dazu auf, die hohen Flächen- und Ressourcenverbräuche im Bau- und Verkehrssektor einzudämmen. Die Versiegelung von Flächen schädige Böden, begünstige Hochwasser sowie die Überhitzung in den Städten. Auch dem Rat für nachhaltige Entwicklung geht es hier nicht um Verbote: Als mögliche Maßnahmen soll der Hausbestand modernisiert, Innenstadtpotenziale erschlossen und Grünflächen ausgebaut werden. Wie viel Einfamilienhausbebauung in Zukunft allerdings konkret im Zuge dieser Maßnahmen weichen muss, wird auch in der Stellungnahme offen gelassen.

Christoph Kastenbauer