„Kinder sind besonders betroffen“

Gerade Kinder sind bei belastetem Trinkwassers gefährdet. Foto: igor pushkarev/Panthermedia

Experte Arnd Bürschgens über die Gefahren von belastetem Trinkwasser

Sauberes Trinkwasser aus der Leitung ist für die Menschen hierzulande eine Selbstverständlichkeit. Dennoch sind gesundheitsgefährdende Verschmutzungen nicht auszuschließen. Arnd Bürschgens ist Sachverständiger für Trinkwasserhygiene sowie Fachreferent im Bereich Technik und Hygiene in Trinkwasser-Installationen – zertifiziert vom Verein Deutscher Ingenieure (VDI). Im Interview erklärt er, wie man auf belastetes Wasser aufmerksam wird – und wie man sich dagegen schützen kann. 

Von Christoph Kastenbauer

Herr Bürschgens, welche Frühwarnsignale gibt es für mich als Laien, um zu erkennen, dass etwas mit dem Wasser aus den Leitungen nicht stimmt?

Zunächst sollte man auf grobsinnlich wahrnehmbare Veränderungen achten: Ist das Wasser trüb oder verfärbt, riecht es oder stellt man einen ungewöhnlichen Geschmack fest, ist die Trinkwasserqualität nachteilig verändert? Aber auch wenn die Temperatur des warmen Wassers nicht heiß genug oder die des kalten Wassers nicht kühl genug ist, sind das Warnhinweise.

Gerade Bleirohre in Haushalten gelten als gesundheitsgefährdend. Ab wann besteht eine tatsächliche Gefährdung beim Trinken?

Nach Stagnation oder Transport von Trinkwasser in diesen Leitungen löst sich im Wasser so viel Blei, dass bereits der aktuelle Grenzwert von zehn Mikrogramm pro Liter nicht eingehalten wird. Es gibt deutliche Hinweise, dass knapp drei Prozent der Haushalte mit drei- bis 14-jährigen Kindern betroffen sind. Dabei ist Blei eine giftige Substanz, die sich im Körper anreichert und etwa das Gehirn, die Leber, Nieren und Knochen schädigen kann. Besonders Säuglinge und Kleinkinder sind hier empfindlich.

Können neue Materialen oder Techniken die Sicherheit des Verbrauchers und die Qualität des Trinkwassers erhöhen?

Die Trinkwasserverordnung schreibt vor, dass in Kontakt mit Trinkwasser nur solche Materialien verwendet werden dürfen, die nicht zu einer nachteiligen Veränderung der Trinkwasserqualität führen können. Moderne Installationsmaterialien aus hochwertigem Edelstahl oder Kunststoff tragen heute wesentlich dazu bei, die Schadstoffbelastung im Trinkwasser zu reduzieren. Doch auch eine moderne Konzeption der Trinkwasserinstallation mit kleinen, dem Bedarf angepassten Rohrleitungen, fördert einen häufigen Wasseraustausch in den Leitungen. Schwermetalle und Mikroorganismen können sich so nur schwer anreichern.

Hat man als Mieter einen Anspruch auf einen Austausch der Rohre, etwa bei einer nachgewiesenen Bleibelastung?

Der Vermieter ist gesetzlich verpflichtet, die Wohnung jederzeit in einem gebrauchstauglichen Zustand zu halten. Das schließt die Trinkwasserinstallation mit ein. Der Grenzwert für Blei wird bis Januar 2028 auf einen Wert von nur noch maximal fünf Mikrogramm pro Liter gesenkt. Mit der aktuellen Trinkwasserverordnung wurde so die Anforderung geschaffen, Leitungen und Bauteile aus Blei spätestens bis Januar 2026 auszutauschen oder stillzulegen.