Leben wie im Hotel

Serviced-Living-Wohnungen sind beliebt, aber auch umstritten

Moderne Zeiten halten auch immer wieder neue Begrifflichkeiten parat, gerne auch dem angelsächsischen Sprachraum entlehnt. Einer davon ist Serviced Living. Bei diesem Konzept handelt es sich in der Regel um kleinere, möblierte Wohnungen, die Mieter für kurz- oder mittelfristige Zeiträume bewohnen. Im Unterschied zu üblichen Wohnkonzepten können sie zusätzlich verschiedene Dienstleistungen in Anspruch nehmen: etwa einen Wäsche- oder Concierge-Service. Dieses Wohnen wird gerade in Metropolen wie Berlin, Hamburg oder München immer populärer. Die wirtschaftsstarken Zentren locken viel internationales Klientel an, das für die Zeit einer begrenzten Arbeitsdauer schnell verfügbaren und unkompliziert zu beziehenden Wohnraum benötigt. Gerade Großunternehmen greifen hier gerne auf diese Konzepte zurück. Anderen wiederum ist Serviced Living ein Dorn im Auge.

Leistungen sollen höhere Mieten rechtfertigen 

„Aus Sicht des Deutschen Mieterbundes wird mit sogenannten Serviced-Living-Angeboten versucht, geltende Gesetze zum Schutz der Mieterinnen und Mieter, wie die Begrenzung der Miethöhe durch die Mietpreisbremse oder – im Falle von Zeitverträgen – den Kündigungsschutz, zu umgehen“, erklärt die Bundesdirektorin des Verbands, Melanie Weber-Moritz. Tatsächlich sind solche Angebote vom lokalen Mietspiegel ausgenommen, da die inkludierten Leistungen sich nicht wie bei einer üblichen Mietwohnung über den Quadratmeterpreis berechnen lassen. Auch die Komponente der Möblierung nutzen Vermieter, um überhöhte Mieten zu rechtfertigen. 

Trotz der Kritik vonseiten der Mieter-Lobbyisten hat dieses Konzept auch seine Vorteile. Serviced-Living-Angebote gelten aufgrund der kleinen, einfachen Grundrisse der Wohnungen als ideal, um etwa leer stehende Büroflächen für diesen Zweck umzunutzen. Zudem stören sich Menschen, die diese Angebote wahrnehmen, häufig nicht an der Lage, wenn sich etwa die Wohnung in einem Gewerbegebiet befindet. Darauf weist auch Tobias Siegel von der Hotel- und Tourismusberatung „PKF hospitality group“ hin: „Derzeit stehen rund sechs Millionen Quadratmeter Bürofläche allein in den Top-7-Städten in Deutschland leer. Daher beobachten wir gerade eine erhöhte Nachfrage nach Umnutzungsmöglichkeiten von Büros in Serviced-Living-Produkte. Wir sehen zudem, dass Unternehmen ihren Mitarbeitenden Wohnraum zur Verfügung stellen möchten, da in allen Großstädten ein Mangel an Wohnungen herrscht.“ 

Ob diese Art der Vermietung sich nun positiv oder negativ auf den angespannten Wohnungsmarkt in den deutschen Metropolen auswirkt, ist schwierig zu beurteilen. Weber-Moritz jedenfalls steht der Bedeutung von Serviced-Living-Angeboten für den Wohnungsmarkt kritisch gegenüber: „Diese Angebote existieren nach unserer Erfahrung nicht aufgrund der hohen Nachfrage, sondern in erster Linie zur Gewinnmaximierung aufgrund der Wohnungsnot.“

Christoph Kastenbauer