Eigentümer installiert Photovoltaikanlage an der Fassade seines Bürogebäudes
Laut Statista lag der Anteil der Photovoltaik (PV) an der Bruttostromerzeugung 2022 hierzulande bei 10,9 Prozent. Ein Anteil, der deutlich größer sein könnte. Aber während Solaranlagen meist nur auf Dächern oder Freiflächen installiert werden, gibt es nun ein Vorzeigeobjekt im Münchner Umland, das neue Wege beschreitet. Im Gewerbegebiet Planegg bedeckt eine PV-Anlage die Süd-, West- und Ostfassade eines Büro- und Laborgebäudes. Eigentümer Rainer Schmitt hat in einem Jahr die Anlage von der Planung bis zur Installation realisiert.
140 000 kWh pro Jahr aus Eigenproduktion
„Es muss doch möglich sein, Umweltschutz und Wirtschaft in Einklang zu bringen“, sagt der promovierte Lebensmittelchemiker. Auf seinem Dach hat er eine PV-Anlage mit 450 Quadratmetern Fläche aufgebaut, die 69 kWh (Höchstleistung) erbringt. Und nun kommt die Süd-, West- und Ostfassade mit einer PV-Anlage auf 900 Quadratmetern Fläche hinzu, die zusätzlich 150 kWh (Höchstleistung) ins hauseigene Stromnetz einspeist. Der Strom wird von den ansässigen Biotech-Unternehmen verbraucht und kostet diese nichts extra. Aus eigener Produktion werden rund 140 000 kWh pro Jahr eingebracht. Wieso nicht noch viel mehr Fassaden mit einer Photovoltaikanlage versehen sind, versteht der technisch versierte Inhaber selbst nicht. „Das ist nicht schwierig und lässt sich relativ schnell umsetzen.“ Die Unterkonstruktion für die Solarmodule hat Schmitt bei einer Firma aus Niederbayern gefunden, die PV-Module stammen aus Dresden. Dabei handelt es sich um vier Millimeter schmale, hochbruchfeste Glas-Glas-Module, die an der Unterkonstruktion eingehängt werden. Den Modulen würde laut Schmitt sogar der senkrechte Einschlag von vier Zentimeter großen Hagelkörnern nichts ausmachen. Die Unterkonstruktion und die PV-Module hat der Eigentümer zusammen mit seinem Elektriker selbst installiert. „Wir haben das einfach ausprobiert; eine solche Installation ist keine technisch aufwendige Geschichte.“ Die Kosten der Fassaden-PV-Anlage beziffert er auf rund 160 000 Euro. Die Effektivität einer Fassaden-Photovoltaikanlage liegt zwischen 65 und 75 Prozent, wenn man im Vergleich eine Dach-PV-Anlage mit 100 Prozent ansetze. Lediglich die Nordseite des Gebäudes habe man ausgenommen. Eine Genehmigung für eine Fassaden-Photovoltaikanlage sieht die Bayerische Bauordnung nicht vor. Letztlich kommt es auf eine ordnungsgemäße Installation durch einen Elektriker an. Die Photovoltaikmodule sind mit einem Abstand von zehn Zentimetern zur Fassade montiert, sodass immer genug Luft zur Kühlung die Module umwehen kann. Insgesamt sieht der Eigentümer noch viel Potenzial in Deutschland, ungenutzte Flächen – wie etwa Fassaden – zur Energieerzeugung zu nutzen. Im Fall des Bürogebäudes in Planegg wird die Energie dringend benötigt, denn gerade Biotech-Unternehmen verbrauchen eine Menge davon. Als Eigentümer tue man so laut Schmitt nicht nur etwas für den Klimaschutz, sondern auch den Standortvorteil des Gebäudes. Bodo-Klaus Eidmann