Wie stark sinken die Preise?

Prognosen für die Entwicklung am Immobilienmarkt gehen weit auseinander

Einst galt das sogenannte „Betongold“ als sichere Wertanlage. Der Ukrainekrieg und die Folgen – hohe Energiepreise, Inflation und steigende Bauzinsen – sorgen nun für deutliche Erschütterungen. Eine brisante Entwicklung: Preise, die in vielen Regionen Deutschlands über eine Dekade lang konstant nach oben gingen, beginnen nun immer mehr zu sinken. Wie stark allerdings und wie der Trend in Zukunft weiter gehen wird, darüber scheiden sich die Geister. Kurt Friedl, CEO des größten deutschen Maklernetzwerks Remax Germany, sorgt hier mit seiner Einschätzung für Aufsehen.

„15 bis 20 Prozent Preissenkungen“

„Zwischen 15 und 20 Prozent“ würden nach seinen Erfahrungswerten aktuell die Immobilienpreise vieler- orts sinken. Und Friedl kann hier auf einen repräsentativen Fundus an Daten zurückgreifen: Mehr als 7000 Transaktion jährlich verzeichnet das Maklernetzwerk. Als „zumindest mutig“, bezeichnet Professor Stephan Kippes vom Immobilienverein Deutschland Süd diese Aussage. Der Marktforscher analysiert deutschlandweit Entwicklungen am Immobilienmarkt. Natürlich gehe die Tendenz bei den Preisen nach unten, da der Markt sich nun das zurückhole, was lange über die Maßen nach oben gestiegen sei.

Ein so großer Preisabsturz sei allerdings wenig wahrscheinlich. Tatsächlich kommt es laut Kippes immer auf das konkrete Projekt an: „Wenn Sie einen modernen, energieeffizienten Neubau in einer gefragten Lage haben, werden Sie diesen immer noch zu einem ordentlichen Preis losbekommen.“ Auch Oliver Adler, Immobilienexperte der Bausparkasse Schwäbisch-Hall, hält Friedls Zahlen für übertrieben – obwohl er zugibt, dass die Einschätzungen auseinandergehen: „Eine aktuelle Studie der DZ Bank prognostiziert, dass die Preise am Immobilienmarkt um vier bis sechs Prozent sinken, andere Ex- perten rechnen mit bis zu zehn Prozent.“ Tendenziell scheinen dabei laut Adler die Preisrückgänge bei Ein-familienhäusern geringer auszufallen. Zahlen der Immobilienplattform Immoscout weisen in eine ähnliche Richtung.

So sind die Preise von Neubauwohnungen mit 6,4 Prozent am stärksten gesunken, dahinter folgen Be-standshäuser mit einem Minus von 4,5 Prozent und Bestandswohnungen (Minus 4,3 Prozent). Am wenigsten vom Preisrückgang waren mit einem Minus von 2,7 Prozent neu gebaute Einfa- milienhäuser betroffen. Doch auch wenn Friedl aktuell die deutlichsten Preisrückgänge sieht, so dürfte laut dem CEO „die Phase der Preissenkungen schnell enden.“ Der Immobilienprofi rechnet bereits Mitte des Jahres wieder mit einer deutlichen Erholung. In Folge der enormen Verknappung an Wohnraum dürften die Nachfrage und damit auch die Preise für Immobilien wieder nach oben gehen. So positiv wie- derum sieht das Kippes nicht: „Die Zeit steigender Immobilienpreise ist erst einmal vorbei.“

Christoph Kastenbauer