Risiko Geothermie

Von der kostenlosen Erdwärme gehen bei allen Vorteilen auch Gefahren aus

Auch wenn die Diskussion um ein Verbot von neuen Öl- und Gasheizungen ab 2024 kein Ende fand und nun per se auf 2028 verschoben wurde: Der Wille ist bei den meisten Immobilienbesitzern, den klimafreundlichen Weg der Wärmewende mitzugehen, weiterhin hoch. Die Nutzung der von der Natur geschenkten Wärme aus der Tiefe der Erde erscheint vielen hier als ökologisch konsequente und nachhaltige Lösung. Doch ist sie das auch?

Hohe Ausgaben bei Bohrung

Laut dem Verband Privater Bauherren (VPB) stehen der kostenlosen Wärmequelle bisher noch relativ hohe Ausgaben bei der Bohrung der Sonde entgegen. Teuer ist auch die Verlegung des Erdwärmetauschers nahe der Oberfläche und die Installation der Anlage. Wenn alles installiert ist, erwartet die meisten Betreiber allerdings deutlich geringere Betriebskosten. Auch bei Geothermie-Nutzung wird eine Wärmepumpe benötigt, die den Wärmeertrag aus der Erde über Verdichtung anhebt und nutzbar macht. Voraussetzung für die Effizienz ist ein gut gedämmtes Haus und die Beheizung mit niedriger Vorlauftemperatur, also eine Flächenheizung, die im Fußboden oder den Wänden für Wärme sorgt. Im Sommer kann das Gebäude so auch gekühlt werden. Entgegen einer vielfach vertretenen Meinung können Eigentümer auch im Bestand – nach vorheriger Effizienzprüfung – Geothermie einsetzen. Unbedingt beachten sollte man allerdings, dass diese erneuerbaren Energiequellen nicht überall genutzt werden dürfen und nach behördlicher Genehmigung verlangen. Denn Bohrungen bergen auch Risiken – sie können etwa seismische Bewegungen auslösen oder das Trinkwasser verunreinigen. Das Risiko und die Haftung dafür liegt beim Anlagenbetreiber.

Der Bauherr sollte deshalb die ordnungsgemäße Installation der Erdwärmepumpe überwachen – ist er es doch am Ende, der im Schadensfall zahlt. So sind etwa laut VPB die Bohrungen über die volle Tiefe thermisch an das umgebende Gestein anzukoppeln, also mit einer wärmeleitenden Masse zu verfüllen. Dies muss sichergestellt sein, ansonsten kommt es zu einer übermäßigen Auskühlung des umgebenden Erdreichs bis hin zur Bildung von Permafrost-Blöcken. Hierdurch kann es zu Hebungen und Verformungen kommen, warnt der Bauherrenverband, die sich bis zur Erdoberfläche auswirken und das eigene und/oder benachbarte Gebäude in Mitleidenschaft ziehen.

Erdwärme nicht grenzenlos vorhanden

Einen weiteren Punkt gilt es hier für Eigentümer unbedingt zu beachten: Erdwärme ist kein grenzenlos vorhandenes Gut. So muss man besonders in dicht besiedelten Gegenden beachten, dass bei sehr vielen, eng beieinanderliegenden Anlagen die Wärmemenge aus dem Erdreich für den einzelnen Haushalt deutlich geringer ausfallen könnte als angenommen. Um das Haus oder die Wohnung dennoch ausreichend zu heizen, muss die Wärmepumpe in so einem Fall am Anschlag laufen. Die Folge: Die als energieeffizient gedachte Wärmequelle würde unter diesen Bedingungen – weder schonend für das Klima noch das Bankkonto – zum maximalen Stromfresser. Christoph Kastenbauer