Schuldenpaket lässt Zinsen steigen

Hohe Schulden lassen die Zinsen steigen. Foto: Panthermedia/ndanko (YAYMicro)

Zinssenkung der EZB wird durch neues Sondervermögen ausgehebelt

Trotz einer spürbaren Lockerung der Geldpolitik durch die Europäische Zentralbank (EZB) steigen die Hypothekenzinsen in Deutschland. Ein paradox anmutender Effekt, der sich durch das jüngst beschlossene Schuldenpaket der neuen Bundesregierung erklärt. Obwohl die EZB zuletzt am 6. März 2025 den Leitzins um weitere 0,25 Prozentpunkte senkte, verteuern sich Immobilienfinanzierungen deutlich. „Grundsätzlich blickt man bei der Entwicklung der Bauzinsen auf die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Die EZB ist jetzt in einer Reihe von Zinsschritten merklich nach unten gegangen. Am 6. März 2025 folgte die bis heute letzte Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte. Insofern könnte man annehmen, dass sich dies weiter in sinkenden Hypothekenzinsen niederschlägt“, erklärt Professor Stephan Kippes, Leiter des IVD-Marktforschungsinstituts.

Staatsanleihen spielen eine Rolle 

Doch der Blick allein auf die EZB greift zu kurz. Kippes weiter: „Das großvolumige Schuldenpaket der neuen Bundesregierung hat allerdings zur Folge, dass die Zinsen der Staatsanleihen steigen. Die Hypothekenzinsen hängen eng mit der Zinsentwicklung der deutschen Staatsanleihen zusammen, insofern besteht die Gefahr, dass die Staatsanleihen angesichts der massiven Kreditaufnahme steigen werden und es damit verbunden zu einem merklichen Anstieg der Hypothekenzinsen kommt.“ Eben diese Entwicklung kann man bereits beobachten: Nach dem erfolgreichen Abschluss der Sondierungsgespräche zwischen Union und SPD am 8. März – bei denen das milliardenschwere Paket für Verteidigung und Infrastruktur erstmals konkretisiert wurde – kletterte die Rendite für deutsche Bundesanleihen von 2,46  auf 2,87 Prozent. Das sind satte 0,41 Prozentpunkte.
Die Hypothekenzinsen für zehnjährige Darlehen zogen in der Folge ebenfalls spürbar an – laut des Baufinanzierers Dr. Klein von 3,08 Prozent auf 3,39 Prozent. Was zunächst nach einer eher moderaten Veränderung klingt, hat im Alltag realer Kreditnehmer durchaus drastische Auswirkungen. Ein Rechenbeispiel von Kippes macht dies deutlich: Bei einem Darlehen über 300 000 Euro mit zehnjähriger Zinsbindung und zwei Prozent Tilgung liegt die monatliche Belastung bei 3,08 Prozent Zinsen bei rund 1 270 Euro. Steigt der Zins auf 3,39 Prozent, erhöht sich die monatliche Rate auf 1 347,50 Euro – das entspricht einer Mehrbelastung von 77,50 Euro oder 6,1 Prozent. Für viele Kaufinteressenten könnte genau das die Finanzierungsgrenze überschreiten.
In den Tagen nach der ersten Marktreaktion hat sich die Lage etwas beruhigt: Stand 19. März liegt die Rendite der Bundesanleihen bei 2,78 Prozent, die Hypothekenzinsen bei 3,22 Prozent. Doch die Unsicherheit bleibt – ebenso wie die langfristige Sorge, dass das riesige Kreditvolumen zur Finanzierung des Pakets dauerhaft zu höheren Zinsen führen könnte. Während die EZB mit Zinssenkungen eigentlich für Entlastung sorgen will, konterkariert die geplante Schuldenaufnahme der Bundesregierung diesen Effekt. Wer aktuell über den Kauf einer Immobilie nachdenkt, sieht sich daher steigenden Finanzierungskosten gegenüber – und das trotz niedriger Leitzinsen. Bodo-Klaus Eidmann