Selber machen – und scheitern?

Eigenleistungen am Bau sollten wohlüberlegt sein

Eigenleistungen am Bau boomen, das hat eine Umfrage der BHW-Bausparkasse unter rund 2000 Personen ab 18 Jahren ergeben. Vor allem die Gruppe der 50- bis 59-Jährigen ist hier mit 59 Prozent stark an dieser aktiven Mitarbeit interessiert. Und es lohnt sich auch finanziell. Banken lassen sich häufig darauf ein, die sogenannte „Muskelhypothek“ anzuerkennen und bei verpflichtender Mitarbeit des Bauherren den Finanzierungsbeitrag zu senken – in Zeiten hoher Bauzinsen kann sich dies durchaus lohnen. Allerdings sollte der Schritt wohlüberlegt zu sein, sonst droht am Ende ein schlimmes Erwachen.

Gefahr der Überschätzung

Erstmal geht es natürlich um das Können. „Häuslebauer dürfen sich nicht überschätzen. Wer selbst baut, der braucht Know-how und sehr viel Zeit“, konstatiert Diplom-Ingenieur Raik Säbisch vom Verband Privater Bauherren (VPB) aus Leipzig. Wer nur denkt, er habe handwerkliche Fähigkeiten oder sich gar nur mit YouTube-Videos durchhangeln möchte, kann so schnell in eine Zeit- und Kostenfalle tappen. Generell gilt laut VPB die Faustregel: Laien benötigen am Bau mindestens ein Drittel mehr Zeit als Profis. Um überhaupt im Rahmen der Muskelhypothek nennenswert Geld zu sparen, veranschlagt Säbisch um die knapp 500 Stunden für die wackeren Heimwerker. Runtergebrochen auf eine 40-Stunden-Woche bedeutet das: zwölf Wochen oder ein Vierteljahr. Und wenn am Ende eine mangelhafte Arbeit hohe Schäden am Bau verursacht, gibt es nach Erfahrungen von Diplom-Bauingenieur Volker Wittmann vom VPB Regensburg stets Ärger bei der Frage: Wer muss dafür aufkommen? „Die Baufirma fühlt sich nicht zuständig, denn sie hat ja mit den Eigenleistungen nichts zu tun.“

Heimwerker ohne Ausbildung sollten sich deshalb laut VPB vor allem an einfache Arbeiten halten, etwa den Garten selbst anlegen, Wände streichen oder den Boden verlegen. Bereits hier kann man mehrere Tausend Euro einsparen. Grundsätzlich gilt es, die Eigenleistungen in enger Absprache mit der Baufirma exakt in den Bauablauf zu integrieren. Tut man dies nicht, sind weitreichende Folgeschäden nicht ausgeschlossen. Ein Beispiel ist hier etwa ein in Eigenregie geplanter Ausbau des Dachs. Nach Erfahrungen des Bauherrenverbands ist bei vielen der Schreck groß, wenn sie beim ersten Gang durch den kahlen Dachraum Schimmel im Gebälk entdecken. „Das ist leider ein typischer Schaden, der entsteht, wenn die Schnittstelle zwischen zwei Gewerken nicht sorgfältig geplant wird“, erklärt Wittmann. Unverzichtbar ist deshalb auch eine Versicherung der eigenen Arbeiten, die in der Regel nicht unter den Versicherungsschutz der Baufirma fallen. Das gilt auch für mögliche Unfälle auf der Baustelle. Generell rät Ingenieur und Architekt Bernhard Riedl vom VPB in München, bei der Muskelhypothek die eigenen Kräfte nicht über Gebühr zu strapazieren: „Nicht umsonst heißt es am Ende oft: Haus fertig – Ehe kaputt.“ C. Kastenbauer