Studenten in Wohnungsnot

Studenten suchen in Großstädten immer verzweifelter nach Wohnraum. Foto: Panthermedia/GaudiLab

Immer weniger Wohnheimplätze in Metropolen

Laut offiziellen Kennzahlen kämpfen immer mehr Studenten in deutschen Metropolen um ein Dach über dem Kopf. Die niedrige Kennzahl der Unterbringungsquote – also die Prozentzahl der Studenten, die in einer bestimmten Stadt in Wohnheimen Platz finden – wird dabei häufig noch durch eine hohe Konkurrenzsituation innerhalb des jeweiligen Wohnungsmarktes verschärft. Diesen Zusammenhang betont auch Professor Stephan Kippes, leitender Marktforscher beim Immobilienverein Deutschland (IVD).

Berlin ist negativer Spitzenreiter

„Betrachtet man neben der Unterbringungsquote noch die Mieten für Wohnungen mit einfachem Wohnwert, um die sie sich vorzugsweise Studenten rangeln müssen, bekommt man ein erstes, durchaus aussagekräftiges Bild des jeweiligen Mietmarktes“, erklärt Kippes. Die Unterbringungsquote liegt dabei in fast allen deutschen Metropolen unter zehn Prozent. Negativer Spitzenreiter ist hier Berlin mit 5,1 Prozent, dahinter Köln mit 6,9 Prozent, es folgen Hannover (7,1 Prozent), Hamburg (7,9 Prozent), Bremen mit 8,1 Prozent, München (8,8 Prozent) und Frankfurt mit 9,3 Prozent. Berücksichtigung finden bei diesen Studierendenwerk-Zahlen (Übersicht 2023) Wohneinheiten mit öffentlicher Belegungs- und Mietbindung, aber auch Wohnheimplätze, die ohne öffentliche Förderung errichtet wurden. Die Problematik besteht allerdings nicht allein in den wenigen Wohnheimplätzen. Wie erwähnt wird die niedrige Unterbringungsquote erst dann dramatisch, wenn der sonstige Mietmarkt nicht über die nötigen Auffangkapazitäten verfügt. Wenn die Mieten dementsprechend in Berlin laut IVD-Preisspiegel 2024 nur zehn Euro den Quadratmeter betragen, ist die niedrige Unterbringungsquote von 5,1 Prozent nicht ganz so dramatisch wie etwa in München bei durchschnittlichen 14 Euro pro Quadratmeter (in besseren Lagen sogar bis zu 20 Euro). „Eine niedrige Quote bei einem entspannten Markt und bezahlbaren Mieten ist unproblematisch. Kritisch wird es, wenn es sich um einen angespannten Mietwohnungsmarkt mit wenig Studentenwohnungen und einem hohen Preisniveau handelt“, erklärt der IVD-Marktforscher. Dies sei aber leider vielfach der Fall.
Umso dringender besteht Handlungsbedarf. Denn auf der einen Seite belasten wenige Wohnheimplätze bei steigenden Studentenzahlen nachhaltig den gesamten Mietmarkt. Auf der anderen Seite werden viele junge Leute konkret im Regen stehen gelassen. „Einerseits postuliert die Politik einen hohen Bedarf an qualifizierten Hochschulabsolventen – und andererseits ist die Wohnraumversorgung vielfach indiskutabel“, so Kippes. Am Ende könnte und dürfte es laut des Marktforschers nicht sein, „dass Studenten zu Beginn eines Wintersemesters bei Minustemperaturen notgedrungen in Wohnwägen übernachten müssen.“  Christoph Kastenbauer