Wo die Preise noch steigen

Immobilien verlieren längst nicht überall an Wert

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Über zwei Jahrzehnte boomte der Immobilienmarkt, Preise in attraktiven Regionen und Großstädten wie Hamburg, Berlin oder München verdoppelten sich in vielen Fällen. Nach dem Einfall Russlands in die Ukraine und den damit verbundenen weltpolitischen Krisen ist dieser Boom vorerst gestoppt. Doch wie so oft gibt es auch hier Ausnahmen, denn längst nicht überall in Deutschland sinken die Preise. In fast der Hälfte aller 400 deutschen Landkreise und kreisfreien Städte fallen die Preise für Eigentumswoh- nungen real und liegen bis 2035 um mindestens zwei Prozent unter dem heutigen Niveau – das besagt die Studie „Postbank Wohnatlas 2022“, für die Experten des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitutes (HW­WI) eine Kaufpreisprognose bis 2035 erstellt haben.

Nachfragedruck immer noch hoch

Der Grund, warum unter dem Eindruck von steigenden Bauzinsen, Inflation, höheren Baukosten und einer allgemein trüben Investitionsstimmung die Preise nicht viel schneller und deutlicher fallen, liegt an einer anderen Krise, die gleichwohl bei der Preisbestimmung in eine andere Richtung zieht. In vielen Regionen Deutschlands wird bezahlbarer Wohnraum knapp, der Nachfragedruck auf den Markt ist somit weiter hoch. Zwar verabschieden sich aktuell viele potenzielle Bauherren und Käufer aufgrund genannter Rahmenbedingungen in Richtung Mietmarkt. Da dieser aber zunehmend überlastet ist, kehren diese auch in vielen Fällen wieder in den Käufermarkt zurück. Reale Preiszuwächse sagen die HWWI-Experten demnach auch für die Teile Deutschlands voraus, die auch heute schon als begehrte Wohnregionen gelten – das sind die sieben größten Metropolen und ihr Umland sowie weite Teile des südlichen und nordwestlichen Raums (Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Schleswig-Holstein). Spitzenreiter bei den prognostizierten Preiszuwächsen (bei Wohnungen im Bestand) ist, kaum verwunderlich, München mit 2,08 Prozent bis zum Jahr 2035 – der Druck auf den Häuser- und Wohnungsmarkt gilt in der bayerischen Landeshauptstadt als besonders hoch. Darauf folgt laut HWWI-Studie Frankfurt am Main mit 1,93 Prozent, dahinter Köln mit 1,52 Prozent. Die Hauptstadt Berlin belegt Platz vier mit einem möglichen Preiszuwachs von 1,24 Prozent vor Stuttgart mit 1,03 Prozent. Düsseldorf und Hamburg bilden bei den „Big 7“ das Schlusslicht mit kleineren Preiszuwächsen von 0,76 beziehungsweise 0,29 Prozent. Für Immobilieneigentümer in den Metropolen und deren direktem Umland gibt es also keinen Grund zu panischen Schnellverkäufen ihrer Häuser und Wohnungen. Wo die Preise laut Studie wohl sinken werden (das aber wohl nur leicht), ist in ländlich geprägten mitteldeutschen Regionen. Zu tatsächlichen Preiseinbrüchen könnte es laut den Hamburger Wissenschaftlern allein im ländlichen Raum der ostdeutschen Bundesländer abseits der Großstädte kommen. Christoph Kastenbauer