Ansprüche höher als Realität erlaubt
Trotz aller Debatten um Wohnungsmangel leben die Menschen in Deutschland im Schnitt auf immer mehr Wohnfläche. Rechnerisch hatte eine Person Ende 2021 im Schnitt 47,7 Quadratmeter Wohnfläche und 2,3 Wohnräume zur Verfügung, wie das Statistische Bundesamt Ende Juni in Wiesbaden mitteilte. Das entspreche einem Anstieg der Wohnfläche pro Kopf um rund 37 Prozent binnen 30 Jahren: Im Jahr 1991 wohnten die Menschen den Angaben zufolge noch im Schnitt auf 34,9 Quadratmeter Wohnfläche pro Kopf und in 1,8 Wohnräumen.
92 Quadratmeter Durchschnittsgröße
Die Durchschnittsgröße einer Wohnung sei in dem Zeitraum von gut 82 Quadratmetern auf gut 92 Quadratmeter Wohnfläche gestiegen, schrieben die Statistiker. „Mit dem gesellschaftlichen Wandel und dem zunehmenden Wohlstand sind über die Jahrzehnte auch die Ansprüche gestiegen, die die Menschen hierzulande etwa an die Größe und Ausstattung ihrer eigenen oder gemieteten vier Wände haben.“ Den höchsten Stand erreichte der Wohnungsbau 1973 mit gut 714 200 fertiggestellten Wohnungen im früheren Bundesgebiet.
Nachfrage wegen Zuwanderung hoch
Auch wegen der hohen Zuwanderung ist die Nachfrage nach Wohnraum groß. Die Bundesregierung hat sich deshalb das Ziel von 400 000 Wohnungen pro Jahr gesetzt. 2022 wurden aber nur 295 300 Wohnungen fertiggestellt – 27 Prozent weniger als im Schnitt der Jahre 1950 bis 2022, wie die Statistiker weiter mitteilten. Nach der Wiedervereinigung war 1995 das Rekordjahr mit rund 602 800, der Tiefpunkt wurde in der globalen Finanzkrise 2009 erreicht (159 000). Der Anspruch der Menschen in Deutschland in Bezug auf ihren Wohnraumbedarf könnte sich deshalb in Zukunft als zu hoch erweisen. Prognosen weisen darauf hin, dass die Zahl der Neubauwohnungen in den kommenden Jahren weiter sinken dürfte. Das ist unter anderem auch aufgrund der aktuell hohen Baupreise der Fall. Dpa/Ck