Förderung für barrierefreies Wohnen steht auf der Kippe
Laut Statistischem Bundesamt ist heute jede zweite Person in Deutschland älter als 45 und jede fünfte Person älter als 66 Jahre. Die demografische Entwicklung ist dabei nicht nur ein Weckruf für den Arbeitsmarkt und die Sicherheit der Renten, sondern auch für die altersgerechte Beschaffenheit von Häusern und Wohnungen. Laut Zahlen des Pestel Instituts fehlen in Deutschland bereits jetzt über zwei Millionen barrierefreie Häuser und Wohnungen – Tendenz steigend. Zur Unzeit scheint vor diesem Hintergrund die von der Bundesregierung geplante Streichung der KfW-Förderung „Altersgerecht Umbauen“ im Haushaltsentwurf für 2025 zu kommen. Kaum verwunderlich, dass der Aufschrei unter Wohnungsverbänden groß ist. „Die geplante Streichung des Förderprogramms fügt sich nahtlos in die systematische Politik gegen das Eigenheim der letzten drei Jahre ein“, erklärt Florian Becker, Geschäftsführer des Bauherren-Schutzbundes (BSB). „Die Bundesregierung verkennt mit dieser Entscheidung die Realität auf dem Wohnungsmarkt und die dringende Notwendigkeit, barrierefreien Wohnraum zu schaffen.“ Der Wegfall des Programms zur Barrierereduzierung erschwere laut Becker den Eigentümern, ihr Zuhause frühzeitig den Bedürfnissen des Alters anzupassen. „Unter diesen Vorzeichen eine solche Förderung zu streichen, zeugt von mangelnder Weitsicht der Bundesregierung und einer groben Fehleinschätzung der demografischen Entwicklung und des Bedarfs an barrierefreiem Wohnraum.“ Problematisch ist dabei nicht allein das individuelle Schicksal älterer Menschen, die im eigenen Zuhause ihr Bad nicht mehr benutzen oder ihre Treppe nicht mehr nach oben gehen können. Wer altersgerechten Umbau verschläft, sorgt im zweiten Schritt für eine wachsende Belastung der Sozialsysteme. Je länger Menschen in ihren eigenen vier Wänden leben können, desto mehr spart sich der Staat die teure Pflegeeinrichtung. Gerade in einer alternden Gesellschaft sei es deshalb laut BSB essenziell, die notwendigen Rahmenbedingungen für eine selbstständige Lebensführung im eigenen Zuhause zu fördern.
Bei einer altersgerecht umgebauten Wohnung müssen Barrieren wie Schwellen und Treppen beseitigt oder (etwa mithilfe eines Lifts) automatisch begehbar gemacht werden. Einen zusätzlichen Umbau erfordert das Badezimmer, in dem Vorrichtungen etwa das Duschen im Sitzen oder den Ein- und Ausstieg bei der Badewanne ermöglichen. Umbaukosten dieser Art können schnell mehrere zehntausend Euro betragen. Die staatliche Förderung übernimmt bisher zehn Prozent der Investitionskosten bis zu einem Betrag von 25000 Euro, also maximal 2500 Euro. Dass die Förderung für kommendes Jahr wegfällt, ist im Übrigen noch nicht beschlossen. Der BSB jedenfalls fordert die Bundesregierung dringend dazu auf, das Programm wieder in ihren Etatentwurf mitaufzunehmen.
CHRISTOPH KASTENBAUER