Zurück nach Hause

Wie Wohnungslose wieder in die eigene Bleibe finden

Es sind erschreckend viele und man sieht es ihnen nicht unbedingt an: Ungefähr 45 000 Menschen leben hierzulande dauerhaft auf der Straße, schätzt die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAGW). Mietschulden sind eine häufige Ursache dafür, wie ein Bericht der BAGW zeigt. Auch ein Ortswechsel oder das Ende einer Beziehung können Auslöser sein. Ist die Wohnung weg, beginnt oft eine Abwärtsspirale. Bei Freunden oder Bekannten auf dem Sofa zu schlafen, zehrt an den Kräften. Noch schwieriger wird es, wenn das soziale Netz fehlt. Viele Menschen landen dann in Notunterkünften oder leben ganz auf der Straße. Regelmäßig zur Arbeit gehen, sich um eine neue Wohnung kümmern – all das wird zunehmend schwierig. Psychische Probleme oder eine Suchterkrankung können die Situation noch verschärfen. Allein wieder eine Bleibe zu finden, kostet viel Energie und dauert oft lange. Daher sollte man sich Hilfe holen – am besten so früh wie möglich.

Hilfe bei Mietschulden

Wer zwei aufeinanderfolgende Monate seine Miete nicht zahlt, dem droht die fristlose Kündigung. Das gilt auch, wenn man in diesem Zeitraum mit mehr als einer Monatsmiete im Rückstand ist, so der Deutsche Mieterbund. Nach einer Räumungsklage haben Mieter noch zwei Monate Zeit, ihre Schulden zu begleichen. Besser ist es aber, schon vorher aktiv zuwerden. „Wer merkt, dass er Probleme hat, die Miete aufzubringen, sollte sich an eine Beratungsstelle wenden“, empfiehlt Mark Brockmann. Er arbeitet bei der Zentralen Beratungsstelle Niedersachsen, die landesweit Hilfsangebote für Menschen in Wohnungsnot begleitet. Solange die Wohnung noch nicht zwangsgeräumt wurde, lässt sich die Obdachlosigkeit oft noch abwenden. Betroffene können beim zuständigen Amt einen Antrag auf Übernahme der Mietschulden stellen. Viele haben ein Anrecht auf Sozialleistungen oder Zuschüsse, ohne davon zu wissen. Auch hierzu informieren die einschlägigen Beratungsstellen.

Öffentliche Angebote oft unzureichend

Ungleich schwieriger ist die Situation für Menschen, die ihre Wohnung schon verloren haben. Gesetzlich sind die Kommunen dazu verpflichtet, unfreiwillig wohnungslose Menschen unterzubringen. „In der Praxis sind die Angebote aber oft unzureichend“, sagt Werena Rosenke, Geschäftsführerin der BAGW. Während einige Städte und Gemeinden Einzelzimmer zur Verfügung stellen, gibt es andernorts nur ein Bett im Schlafsaal einer Notunterkunft. Familien erhalten in der Regel eine eigene, abgetrennte Wohneinheit. „Allerdings sind die Verhältnisse auch dort oft sehr beengt“, so Rosenke. In vielen Kommunen gibt es Tagesaufenthalte, die Menschen ohne Bleibe mit dem Nötigsten versorgen. Sie bekommen dort eine warme Mahlzeit, können duschen und ihre Kleidung waschen. Computer und ein Internetanschluss ermöglichen die Suche nach einer Wohnung. „Wer mit der Recherche überfordert ist, den unterstützen wir und übernehmen auch mal einen Anruf“, sagt Heiko Wünsch, der die Wärmestube der Evangelischen Stadtmission in Halle an der Saale leitet. Tagesaufenthalte wie die Wärmestube vergeben außerdem Postadressen an Wohnungslose, damit diese erreichbar sind. Denn das ist die Voraussetzung, um Sozialleistungen wie das Bürgergeld zu beantragen. Wohin sich wohnungslose Menschen wenden können, unterscheidet sich je nach Kommune. Mancherorts gibt es eine zentrale Beratungsstelle der Wohnungslosenhilfe, woanders eine Sozialberatung, bisweilen verbunden mit einem Tagesaufenthalt.

Die richtige Anlaufstelle

In einigen Städten und Gemeinden sind die Hilfsangebote direkt beim Sozialamt angegliedert. Oft wer-den sie aber auch von freien Trägern betrieben, wie Diakonie, Caritas oder Arbeiterwohlfahrt (AWO). In einigen, oft ländlichen Regionen ist das Angebot allerdings sehr dünn. Ob Sozialberatung bei einer Fachstelle, Tagesaufenthalt oder Lebensberatung: Wohin der Wohnungslose sich wende, sei letztlich zweitrangig, sagt Brockmann. „Wichtig ist, dass man den ersten Schritt geht und aus dem Schattendasein herauskommt.“ Die Beratungsstellen seien meist gut miteinander vernetzt und würden Hilfesuchende wenn nötig weitervermitteln. Ist jemand beispielsweise hoch verschuldet, kann eine Schuldnerberatung die passende Anlaufstelle sein. Wer eine schlechte Schufa-Auskunft hat, verbessert mit einer Beratung auch die Chancen, wieder eine Wohnung zu finden. „Wenn man nachweisen kann, dass man sich professionell helfen lässt, kann das dem Vermieter gegenüber ein Pluspunkt sein“, sagt Heiko Wünsch. Der erste Schritt zurück zur eigenen Wohnung ist damit getan – und weitere können folgen. Dpa