Nicht alle Versicherungen machen Sinn – Tipps vom Experten
Mietausfall, Mietnomaden, Rechtsstreit mit dem Mieter: Vermieter können mit vielen Problemen konfrontiert werden, die auch richtig ins Geld gehen. Deshalb ist es wichtig, als Vermieterabgesichert zu sein – doch welche Versicherungen machen wirklich Sinn? Ein Gespräch mit Andreas Tanzmeier von der Roderus Versicherungsmanagement GmbH in Traunstein gibt Aufschluss.
Was sind die wichtigsten Versicherungen für Vermieter?
Für Vermieter können verschiedene Versicherungen empfehlenswert sein. Wir empfehlen in jedem Fall eine individuelle Beratung zu folgenden Themen:
– Gebäudeversicherung:
Diese Versicherung deckt Schäden am Gebäude selbst ab, wie zum Beispiel Schäden durch Feuer, Sturm, Hagel oder Leitungswasser. Auch das Risiko Elementarschaden sollte bedacht werden. Wichtig ist darauf zu achten, dass die Gebäudeversicherung die volle Wiederherstellung des Gebäudes absichert und auch Nebenkosten wie etwa Mietausfall und die Entsorgung von Bauschutt berücksichtigt.
– Haftpflichtversicherung
Eine Haftpflichtversicherung schützt Vermieter vor Ansprüchen, die an sie gestellt werden, weil sich in ihrem Mietobjekt jemand verletzt oder dessen Eigentum beschädigt wird. Diese Versicherung schützt auch vor unberechtigten Ansprüchen, notfalls sogar vor Gericht. Zu beachten ist hier auch die Absicherung eventueller Besonderheiten, wie zum Beispiel einem vorhandenen Öltank.
– Rechtsschutzversicherung:
Die Vermieter-Rechtsschutzversicherung unterstützt bei rechtlichen Auseinandersetzungen mit ihren Mietern. Dies können beispielsweise Streitigkeiten wegen Mieterhöhungen, Nebenkostenabrechnungen oder der Kündigung des Mietvertrags, aber auch Auseinandersetzungen mit der Eigentümergemeinschaft oder der Hausverwaltung sein.
Worauf sollten Vermieter im Besonderen achten beim Abschluss der jeweiligen Versicherung?
Wir empfehlen, unbedingt den persönlichen Absicherungsbedarf mit einem Versicherungsexperten zu besprechen und sich über die Möglichkeiten ausführlich aufklären zu lassen. Im Schadensfall soll Ihr Gebäude wiederhergestellt, im schlimmsten Fall sogar komplett wieder aufgebaut werden. Achten Sie daher unbedingt auf den passenden Versicherungsumfang und ausreichende Versicherungsbeziehungsweise Deckungssummen. Kaufen Sie nicht „nur billig“ ein, achten sie auch auf Qualität (Zuverlässigkeit und Ruf) des Versicherers und Ihres Beraters. Beide benötigen Sie vor allem im Schadensfall.
Welche Fallstricke können beim Abschluss von Versicherungen auftreten?
Es ist wichtig, den Leistungsumfang der Versicherung zu kennen und dass dieser Ihrem Absicherungs- bedarf entspricht. Stellen Sie daher mit ihrem Berater sicher, dass alle für Sie wichtigen Aspekte abgedeckt sind. Gerade in der Gebäudeversicherung sind Vereinbarungen wie „Neuwertversicherung“ und „Unterversicherungsverzicht“ wichtig und sollten unbedingt in Ihrem Vertrag enthalten sein. Prüfen Sie auch nach Vertragsabschluss regelmäßig Ihren Versicherungsschutz. Trotz guter Beratung und der für Sie passenden Auswahl der Versicherungsprodukte kann es Lücken geben. Eine Gebäudeversicherung übernimmt zum Beispiel Schäden, die durch Feuer, Leitungswasser, Sturm und Hagel oder Ele-mentarrisiken entstehen. Für andere, durch den Mieter verursachte Schäden, tritt die Gebäudeversiche- rung nicht ein. Achten Sie deswegen bei der Auswahl Ihrer Mieter auch darauf, dass diese eine Privathaftpflichtversicherung abgeschlossen haben, die auch „Mietsachschäden“ beinhaltet.
Wenn ich mich heute versichere, bin ich dann auch sofort versichert? Wenn nicht, wie sind die jeweiligen Fristen?
In der Regel besteht Versicherungsschutz ab dem vereinbarten Versicherungsbeginn. Der Vermieter-Rechtsschutz unterstützt Sie nach einer Wartezeit von drei Monaten. Die Absicherung Elementar (in der Gebäudeversicherung) greift nach Ablauf von 14 Tagen.
Wie sichern sich Vermieter ab, wenn es um den aktuellen Streitfall Nebenkostenabrechnung geht?
Mit einer Vermieter-Rechtsschutzversicherung. Diese schützt vor den Kosten eines Rechtsstreits, zum Beispiel aufgrund von Streitigkeiten wegen der Nebenkostenabrechnung.
Wie sichern sich Bauherren am besten ab?
Bauherren benötigen dieselbe Absicherung wie Gebäudebesitzer und Vermieter. Hier ändern sich im Grunde nur die Bezeichnungen der Versicherungen.
Während der Bauphase sind das:
– Die Feuerrohbau- und Bauleistungsversicherung. Diese Verträge enden mit Bezugsfertigkeit des Gebäudes oder werden in die Gebäudeversicherung überführt.
– Bauherren-Haftpflichtversicherung
– Bauherren-Rechtsschutzversicherung
Auch rechtliche Risiken rund um die Sanierung der Immobilie und die Modernisierung von Heizungsanlagen, Fenstern oder Photovoltaik sind mit einem Bauherren-Rechtsschutz versicherbar. Wenn Sie beim Bau Hilfe von Familienangehören, Freunden oder Nachbarn bekommen, sollten Sie auch an die Absicherung Ihrer „Bauhelfer“ denken. Genau dafür bieten wir eine „Bauhelfer-Unfallversicherung“. Aber auch für Bauherren gilt – lassen Sie sich ausführlich zu Ihren Absicherungsmöglichkeiten beraten.
Im Schadens- oder Streitfall: Wie geht man am besten vor?
Informieren sie möglichst rasch Ihren persönlichen Ansprechpartner. Dieser klärt mit Ihnen das weitere Vorgehen und unterstützt Sie dabei. Herr Tanzmeier, wir danken für das Gespräch! Das Interview führte Veronika Görlitz.