Handwerkspräsident Jörg Dittrich fordert Krisengipfel zur Talfahrt am Bau
Angesichts der Talfahrt in der Bauwirtschaft hat Handwerkspräsident Jörg Dittrich einen Krisengipfel gefordert. Die jüngsten Vorschläge der Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) ließen zwar schon Bewegung erkennen, sagte Dittrich. Aber: „Jetzt brauchen wir einen Handlungsfahrplan.“ Geywitz hatte steuerliche Anreize vorgeschlagen, um den Wohnungsbau anzukurbeln.
Gespräche angemahnt
Dittrich sagte, das Handwerk mahne Gespräche seit dem Frühjahr an. „Alle Entscheider müssen an einen Tisch: Dazu gehören die Pfandbriefbanken und Kreditinstitute ebenso wie die Wohnungswirtschaft, natürlich das Handwerk, die Bauindustrie und die dafür relevanten Ministerien.“
Bau ist eine Schlüsselbranche
Der Handwerkspräsident sieht dabei nicht nur den Bausektor in Gefahr. Das einbrechende Bauvolumen drohe, dramatische Auswirkungen für die Wirtschaft und Gesellschaft insgesamt zu entwickeln. Es gehe um ein Bauvolumen in der Höhe zweistelliger Milliardenbeträge, das fehle – ein gewaltiger Betrag für das gesamte bundesdeutsche Bruttosozialprodukt. „Der Bau ist eine Schlüsselbranche“, sagte der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks. „Es gibt die ersten Zulieferer, die in Kurzarbeit sind, weil ihre Produkte von ihren Abnehmern nicht mehr abgenommen werden. Die Lager sind voll, die Auftragspolster werden immer dünner.“ Das Schwierige beim Bau sei, dass eine Krise im Hochbau erst mit einer deutlichen Zeitverzögerung bei den Ausbaugewerken ankomme. „Am Beispiel Dachdecker wird das deutlich: Die decken ja die Dächer von Häusern, die sechs, acht oder neun Monate zuvor begonnen wurden“, so Dittrich.
„Dann erst kann das Dach gemacht werden. Der Ausbaubereich bekommt Veränderungen der Baukonjunktur also immer erst nachgelagert zu spüren. Da die Baugenehmigungen in den vergangenen Monaten massiv zurückgegangen sind, müssen sich Dachdecker darauf einstellen, dass sie im kommenden Jahr weniger Dächer decken können.“ Dittrich ist selbst Dachdeckermeister. Der Bau müsse schnell wieder stabilisiert werden, so der Handwerkspräsident. Notwendig sei eine verlässliche Förderung von Wohnraum oder der Sanierung des Bestands. „Und wir müssen schauen, dass die breite Leistungsmitte der Gesellschaft Eigentumsbildung betreiben kann. Denkbar ist hier zum Beispiel, die Grunderwerbsteuer zu senken. Wir müssen Anreize schaffen, dass die Leistungsträger aus der Mitte der Gesellschaft die Chance haben, Wohneigentum bilden zu können.“ dpa/Cc