Im Freistaat fehlen 200000 bezahlbare Wohnungen
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Der Verband bayerischer Wohnungsunternehmen (VdW) warnt vor einem drastischen Rückgang beim Wohnungsbau. Eine durch die Bevölkerungsentwicklung hohe Nachfrage treffe aktuell auf eine große Zu-
rückhaltung bei den Bauherren. „Im Moment steuert die Politik in eine Bau- und Wohnungskrise“, sagt Verbandsdirektor Hans Maier. Als Ursachen für den Rückgang beim Wohnungsbau nennt er die hohen Baukosten, gestiegene Zinsen und die Auswirkungen der Energiekrise. Die bei so hohen Kosten notwendigen Mieten könnten die Kunden der sozial orientierten Wohnungswirtschaft schlichtweg nicht bezahlen.
Diese Entwicklung komme jedoch zur Unzeit. Schließlich sei Bayern das Bundesland mit dem größten Bevölkerungsanstieg. Seit 2011 ist der Freistaat um rund 880000 Einwohner gewachsen. Die Folge für den Wohnungsmarkt: „Wohnungsmangel auch in vielen Klein- und Mittelstädten“, berichtet Maier. Der VdW Bayern hat hochgerechnet, dass in Bayern allein 200000 bezahlbare Wohnungen fehlen. Zwar würde sich der Druck auf dem Wohnungsmarkt auch in der Gründung von Wohnungsunternehmen widerspiegeln. So habe der VdW Bayern in den letzten zehn Jahren 50 neue Mitgliedsunternehmen hinzugewonnen. Doch auch diese Unternehmen würden passende Rahmenbedingungen brauchen, um die gewünschte Wirkung erzielen zu können. „Wenn das Umfeld für den Wohnungsneubau nicht besser wird, lassen sich die vielen Pläne und Ideen nicht verwirklichen. Dann können wir nur Luftschlösser bauen“, sagt Maier. Die schwierige Lage auf dem Wohnungsmarkt bestätigen die Vorstände der Vereinigung der Wohnungsunternehmen in Mittelfranken, Johannes Soellner und Roland Breun.
Gute Zahlen – trübe Stimmung
Die positive Entwicklung beim Wohnungsbau in Mittelfranken sei im Jahr 2023 wohl vorbei. Im Geschäftsjahr 2022 stimmten die Zahlen noch. Die sozial orientierten Wohnungsunternehmen konnten ihre Investitionen in Neubau, Instandhaltung und Modernisierungen weiter auf insgesamt 393,5 Millionen Euro (ein Plus von drei Prozent) steigern. Es wurden 842 Wohnungen (plus 15 Prozent) gebaut. Die Stimmung bei den 50 Mitgliedern der Vereinigung der Wohnungsunternehmen in Mittelfranken ist trotz-dem eingetrübt.
„Beim Neubau bricht gerade vieles weg“, sagt Johannes Soellner, technischer Vorstand der Wohnungsgenossenschaft Gartenstadt Nürnberg. Bis Anfang 2022 sei noch viel Bewegung bei Neubauprojekten gewesen. Doch seit dem russischen Krieg in der Ukraine mit all seinen Folgen würden kaum noch Bauvorhaben konkret angegangen. Als Beispiel nennt Soellner ein eigentlich für Anfang 2023 geplantes Neubauprojekt der eigenen Genossenschaft. Dieses sei nun erst einmal auf dem Prüfstand. Einer der Gründe: Eine kostendeckende Miete von rund 14,50 Euro pro Quadratmeter wäre für die meisten Bewerber um eine Genossenschaftswohnung nicht mehr leistbar.
Dabei sei die Nachfrage nach bezahlbaren Wohnungen momentan sehr hoch. Das einzig Positive in der aktuellen Situation ist aus Sicht von Breun die einsetzende Verbesserung bei den Ausschreibungen. „Wir bekommen nun wieder reelle Angebote von den Baufirmen“, berichtet der Vorstand der Wohnungsgenossenschaft Fürth-Oberasbach. Viele Handwerker und Dienstleister hätten offenbar wieder Kapazitäten. Aus Sicht von Verbandsdirektor Maier steht fest: „Bezahlbarer Wohnraum kann nur entstehen, wenn der politische Wille vorhanden ist.“ Die größte Hürde seien hier aber die hohen Baukosten. Hier müsse die Bundesregierung dringend ansetzen. Deutliche Verbesserungen für den Wohnungsbau verspricht sich Maier auch durch die Aufnahme der „Gebäudeklasse E“ in die Bayerische Bauordnung sowie einfachere Vergabeverfahren für öffentliche Auftraggeber beim seriellen Wohnungsbau. Mtm