Das Angebot steigt, während Bauzinsen sinken – aber wie lange noch?
Der Immobilienkauf gilt seit der auch wirtschaftlichen Zeitenwende als höchst erschwert – kamen doch neben den hohen Preisen auch stark gestiegene Bauzinsen hinzu. Dies scheint sich aktuell zu ändern. In begehrten Metropollagen entsteht immer mehr ein Überangebot an Kaufangeboten, während Bauzinsen deutlich sinken. Beginnt also hier ein neues goldenes Zeitalter für Käufer? Abwarten, sagen die Experten.
Immobilienangebot in den „Big 7“ steigt
Welche Entwicklung aktuell nicht abzustreiten ist: Das Angebot an Wohnimmobilien zum Kauf steigt in allen deutschen Metropolen, den „Big 7“, konstant an. Und wo es mehr Angebot als Nachfrage gibt, sinkt nach bekannten Marktgesetzen der Preis. So nahm laut Analyse des Marktforschungsinstituts des Immobilienvereins Deutschland (IVD) Süd im Dezembervergleich 2021 zu 2023 das Kaufangebot in den „Big 7“ im Durchschnitt um 31 Prozent zu. Unter den Metropolen ragen die Großstädte Düsseldorf mit einem Plus von 67 Prozent und Köln (plus 55 Prozent) mit einer mehr als um die Hälfte gestiegenen Angebotsmenge an Kaufimmobilien heraus. Hamburg sowie München und Stuttgart liegen mit knapp einem Drittel mehr Angeboten (zwischen einem Plus von 28 und 30 Prozent) im Mittelfeld. Im unteren Mittelfeld rangiert die Hauptstadt Berlin mit einer Zunahme von 19 Prozent. Währenddessen sanken auch die Preise, je nach Lage und Beschaffenheit, zwischen fünf und zehn Prozent. Bisher konnten potenzielle Käufer daraus allerdings keinen großen Nutzen ziehen, da sich durch die hohen Bauzinsen keine nennenswerten Spareffekte ergaben.
Aber auch in diesen Bereich kommt Bewegung. Seit Anfang November 2023 sind laut Zahlen des Finanzierungsvermittlers Interhyp die Bauzinsen je nach Laufzeit um etwa 0,8 Prozentpunkte gesunken: von 4,2 Prozent auf aktuell 3,4 Prozent für ein zehnjähriges Darlehen. Besonders stark falle dabei der Zinseinsparungseffekt in den Metropolen aus, da hier die Kaufpreise und damit auch die durchschnittlichen Darlehenssummen am höchsten sind. So sparen sich laut Zahlen des Finanzierungsvermittlers Käufer, die jetzt eine Wohnung in Berlin erstehen, über die gesamte Kreditlaufzeit durchschnittlich 54 243 Euro an Zinsen im Vergleich zum vergangenen November. In München sind es sogar 67 759 Euro, in Leipzig 43 216 Euro. Aktuell scheint demnach ein guter Zeitpunkt für den Kauf. Die Frage ist allerdings, wie lange dieser Zeitpunkt andauert und ob potenzielle Eigenheimerwerber jetzt zuschlagen oder auf weiter fallende Preise setzen sollten. Viele Experten etwa gehen davon aus, dass die Preiskorrekturen nach unten in den begehrten Metropolen noch länger andauern werden, aus einem einfachen Grund: Das Preisniveau ist dort noch zu hoch, um die Nachfrage signifikant nach oben zu treiben. In Randlagen, in Klein- oder Mittelstädten oder auf dem Land könnte dagegen der Peak bald erreicht sein – und die Immobilien wieder teurer werden. Christoph Kastenbauer