„Im Holzhaus fühlt man sich nie allein“

Skilegende Markus Wasmeier über nachhaltiges Bauen

Markus Wasmeier ist eine Ikone des deutschen Skisports. Aber er hat sich auch um die Wohn- und Baukultur in seinem Heimatort Schliersee im bayerischen Oberland verdient gemacht. Sein deutschlandweit bekanntes Freilichtmuseum, in das er selbst original erhaltene, teils 500 Jahre alte Bauernhöfe transferierte, zeigt das Dorfleben von damals.

Wie kamen Sie auf die Idee mit Ihrem Freilichtmuseum?

Nach meiner Karriere habe ich mit 31 Jahren das erste Mal meine Heimat mit anderen Augen gesehen und da ist mir aufgefallen, dass sehr viele schöne Höfe zum Verfall freigegeben sind. Auf einem Grundstück aus meinem Besitz hatten wir dann in Kooperation mit der Gemeinde die Möglichkeit, die Häuser vor Ort ab- und hier wieder aufzubauen. Den ersten Hof habe ich noch komplett allein aufgebaut, mit vielen Helfern, aber ohne Fachkräfte. 1997 war ein sehr aktives Jahr für mich, ich kann mir heute gar nicht mehr vorstellen, wie ich das alles gestemmt habe. Aber gut, damals war ich noch jung und dynamisch (lacht).

Welche Baumethoden sind noch heute aktuell – gerade im Sinne der Nachhaltigkeit?

Da muss man jetzt einfach mal 500 Jahre zurückgehen: Damals hat man nur Material genommen, das ganz, ganz nah war, man hat Stein aus dem Bachbett nebenan, Holz aus dem nahen Wald verwendet. Man hat versucht, die Wege kurz zu halten, was mit Nachhaltigkeit extrem viel zu tun hat – heute kommt das Styropor aus China. Überhaupt, dieses ganze Styroporzeug, schrecklich, wer will in einem Kunststoffhaus leben?

Was können sich Bauherren von heute noch bei Ihnen abschauen?

Damals ging es beim Bauen auch um Harmonie. Und das ist das, was mich an den Bauernhäusern so fasziniert. Die haben die Handwerker mit wenigen Werkzeugen, ohne Maschinen, so richtig schön gemacht. Die haben nicht gesagt, das passt schon, die wollten es einzigartig, das war eine Sache der Handwerkerehre. Die haben auch noch das Gespür für das Filigrane gehabt, haben den Balken nicht eckig gelassen, ihm eine Fase gegeben, die Kante gebrochen, sodass ein Muster entstanden ist, die Säule noch filigraner wurde.

Was reizt Sie grundsätzlich an alten Bauernhässern?

Ganz ehrlich: Ich möchte in keinem anderen Haus leben. Diese Häuser haben eine Seele. Da ist nicht alles gerade, da ist nicht alles perfekt, aber perfekt dadurch eben doch wieder. Holz ist von Haus aus ein wunderbarer Baustoff, der eher Wärme ausstrahlt als Kälte. Die gemauerten Teile sind oft nicht im rechten Winkel gemacht. Die sind halt wellig, voller Leben, die werfen Schatten, das macht das Ganze – für mich – wunderschön. Man muss das natürlich mögen, auch die kleineren Fenster, aber für mich macht das eine Seele aus. Das ist ein besonderer Wohlfühlort, egal in welchem Raum man ist, man kommt sich nie alleine vor.

- CHRISTOPH KASTENBAUER