Wohnen im Alter wird zum Luxus

Studie liefert für kommende Jahrzehnte besorgniserregende Prognose

Die deutsche Gesellschaft altert. Und gerade im Wohnbereich wird die demografische Verschiebung zu einer immer größeren Herausforderung – das belegt auch die Studie „Wohnen im Alter“ des Pestel Instituts aus Hannover. Denn es bedarf nicht nur mehr altersgerechten Wohnraums, dieser muss für Rentner und Pensionäre auch – bei einem zunehmenden Wohnraummangel – bezahlbar bleiben.

Demografische Situation verschärft sich

Dass sich die demografische Situation in Deutschland verschärfen würde, war bereits seit 1978 klar. Der Rekord von bis über eine Million Geburten pro Jahr aus den Boomer-Jahren hatte sich laut Studie kaum zwei Jahrzehnte später bereits fast halbiert (knapp 580 000 Geburten). Seitdem werden die Älteren immer mehr. Laut Studie wird es bis 2030 doppelt so viele über 80-Jährige geben als 1990. Regional könnte der Anteil der Ruhestandbevölkerung an der Gesamtbevölkerung in den kommenden Jahrzehnten auf über 40 Prozent ansteigen. Das ist nicht nur deswegen problematisch, da so Fachkräfte stets weniger werden und die Finanzierung der Rente von einem immer kleiner werdenden Teil der Bevölkerung geschultert werden muss. Problematisch wird es auch bei der wohnlichen Versorgung älterer Menschen. Aktuell fehlen laut der Studie 700 000 Wohnungen bundesweit. Einbrechende Baugenehmigungszahlen in Krisenzeiten lassen für die Zukunft eine weitere Verschärfung dieses Wohnraummangels erwarten. Ältere Menschen – die nicht mehr von der Nähe zum Arbeitsplatz abhängig sind – könnten sich so in Zukunft zum Umzug in sogenannte „Überhangsregionen“ gezwungen sehen. Im Osten Deutschlands, fern der Großstädte, steht laut Studie reichlich Wohnraum zu bezahlbaren Preisen zur Verfügung. Grundsätzlich sind ältere Menschen deutlich mehr von Armut und Wohnungsnot bedroht. Die Gründe liegen vor allem bei den häufig steigenden Kosten mit gleichzeitig sinkenden Einnahmen.

Laut Studie hat mehr als die Hälfte der Seniorenhaushalte in Deutschland weniger als 2000 Euro netto zur Verfügung. Gleichzeitig benötigen Menschen im Alter oft eine barrierefreie Wohnung, die aufgrund ihrer allgemeinen Attraktivität auch bei Jüngeren begehrt ist und so für Ältere oft ein kaum bezahlbares Luxusgut darstellt. Das sieht man auch an den Zahlen: In weniger als 40 Prozent der Haushalte mit Senioren sind alle Räume stufen- und schwellenlos erreichbar und gerade einmal 22,4 Prozent verfügen über einen ebenerdigen Duscheinstieg. Auch eine mögliche Pflege, die gerade im eigenen Zuhause mit hohen Kosten verbunden ist, steigert die Gefahr von Altersarmut und Wohnungsverlust zusätzlich. Vor all diesen Gefahren dürften alte Menschen im Übrigen am besten geschützt sein, wenn sie im Lauf ihres Lebens Immobilieneigentum erwerben. Laut Statistischem Bundesamt leben derzeit allerdings nur circa 42,1 Prozent der Deutschen) in ihren eigenen vier Wänden. Christoph Kastenbauer